Buchempfehlungen von Leseschaf:
- Bibliothek DSM

- 16 abr 2020
- 16 Min. de lectura
Actualizado: 22 mar 2021

Als Pseudonym hat dieser Leser den Namen Leseschaf gewählt. Unter diesem Namen veröffentlicht er seine Buchkritiken auf unserem Blog. Vielen Dank für diese informativen Empfehlungen.
Sternstunden der Menschheit: Stefan Zweig

Eigentlich hatte ich von diesem Autor nach der “Schachnovelle” kein großes Meisterwerk erwartet; doch “Sternstunden der Menschheit" überraschte mich im positiven Sinne, darum bekommt das Buch auch fünf Sterne von mir. Der Autor versteht es meisterhaft, Historisches und Wahres auf eine erquickliche Weise mit einfacher, suggestiver und bildhafter Sprache an seine Leser zu vermitteln. Wie Horaz schon sagte: Prodesse et delectare. Als Leser lernt man einiges über die Entdeckung El-Dorados (Shangri La und Atlantis wären hier auch interessant gewesen), die Eroberung Konstantinopels oder die waghalsige Reise zum Südpol. Und dabei hat man auch noch Spaß! Das würden die Meisten eigentlich gar nicht erwarten; ich wurde freudig überrascht.
Des Weiteren habe ich gemerkt, dass der Autor eigentlich eine Koryphäe auf seinem Gebiet ist und ich ihn unterschätzt habe.
Am besten fand ich das Kapitel zur Georg Friedrich Händels Auferstehung. Des Komponisten Gedankengang wird so eindrucksvoll und malerisch dargestellt, dass ich fast schon ein bisschen neidisch wurde; ich hätte auch gerne so ein wundersames Werk komponiert oder zumindest zu Händels Zeiten gelebt und den hochbegabten Musiker kennengelernt. Einen einzigen Makel wies das Buch meiner Meinung nach nun doch auf: es war zu kurz. Stefan Zweig hätte gerne noch einige Kapitel zu Archimedes, Robert Koch, Louis Pasteur, Codex Hammurapi, Vespasian, Francisco Gómez de Sandoval y Rojas u. a. hinzufügen können. Also ich hätte diese weiteren Kapitel auf jeden Fall gerne gelesen! Es gibt ein ähnliches Buch namens “Momentos estelares de la Ciencia” von Isaac Asimov, das ich ebenfalls gerne weiterempfehle.
Pedro Páramo : Juan Rulfo

Diese kurze, aber komplexe Buch ist für alle ein Genuss, die sich für den lateinamerikanischen Boom und die mexikanische Kultur interessieren. Leider ist dieses Werk sehr komplex geschrieben; die Sprache ist nicht schwer, doch es gibt nicht einen Handlungsstrang, sondern mehrere. Manchmal versetzt sich der Leser in Juan Preciado hinein, manchmal in Pedro Páramo, manchmal wird die Geschichte aus der Sicht einer anderen Figur erzählt. Dies macht das Lesen unglaublich komplex und anstrengend; als Leser weiß man oft nicht, welche der Figuren gerade redet. Das muss man anhand des Inhalts des jeweiligen Abschnitts herausfinden. Darum ist dieses Werk schwer zu verstehen und man muss es mehrere Male lesen, um wirklich jedes Detail mit all seinen Nuancen schätzen zu können. Und darum gebe ich ihm auch nur vier statt fünf Sterne; die Geschichte ist nämlich hervorragend verfasst worden und hat es in sich.
Juan Preciado reist nach Comala, dem Dorf, aus dem seine Mutter stammte; dort möchte er seinen Vater Pedro Páramo kennen lernen. Dieser ist allerdings schon lange tot, genau wie all die anderen Menschen, die Juan in Comala trifft. Er redet fast immer nur mit Gespenstern und man weiß nie, welche Figuren tot sind, welche leben und welche nur in den Köpfen anderer Figuren existieren. Es ist ein sehr verschwommener Roman mit viel Mysterium. Wahrscheinlich macht ihn gerade das so interessant; er hat viele andere Autoren wie Gabriel García Márquez inspiriert.
Mir haben am meisten die ganzen Parallelen zur griechischen Mythologie und zur Bibel gefallen; ich will nicht zu viel verraten. Für alle interessierten: haltet während des Lesens nach folgenden Dingen Ausschau:
Die Geschichte um David, Batseba und Uriah; vielleicht erinnert sie euch an Bartolomé und Susana San Juan
Eine biblische Geschichte zu Susana im Buche Daniel
Der Mythos der Moiren
Oedipus Rex und andere Werke, in denen ein Sohn seinen Vater sucht
Etc.
Es gibt noch viel mehr Beispiele, doch die müsst ihr schon selber suchen. Viel Spaß bei eurer Reise in die heiße Hölle von Comala; seid froh, wenn ihr nach dem Lesen wieder heil und ganz aus diesem Feuer herauskommt... La Regenta : Leopoldo Alas Clarín

Dieses Buch bekommt auf jeden Fall fünf Sterne. Man kann alles zwischen seinen Seiten finden; Intrige, Liebe, Abenteuer und unerwartete Wendungen. Die Charaktere sind keine Stereotype, sondern haben alle ihren eigenen Macken und ihre eigene Persönlichkeit. Man weiß nie, was eine der Romanfiguren als nächstes anstellen wird. Da gibt es z. B. Don Fermín de Pas; eigentlich ist er ein Geistlicher in der Kathedrale von Vetusta. Doch statt sich fromm seinem Glauben zu widmen, rennt er der hübschen und charismatischen Präsidentin Ana Ozores nach, die eigentlich schon verheiratet ist. Von Fermín de Pas wird man immer erwarten, dass er sich um Ana kümmert; doch auf einmal geht der Geistliche auf ein Techtelmechtel im Wald mit Frau Ozores’ jungen Dienerin Petra Cortes ein. Das kam vollständig unerwartet! Anas Mann, Víctor Quintantar, ist ebenfalls eine dynamische Figur. Zuerst will er seiner kreuzunglücklichen Frau einen Geliebten verschaffen, damit sie nicht immer nur an die Religion denkt. Doch als Ana Ozores dann eine Liebesbeziehung mit Don Álvaro beginnt, ist Víctor wütend und fordert Álvaro zum Duell heraus. Das kam wirklich unerwartet; Anas Ehemann verhält sich auf eine paradoxe Art und Weise. Aber genau diese und andere Veränderungen machen das Buch so spannend. Es handelt sich nicht um irgendeinen billigen Groschenroman, bei dem immer klar ist, was die Figur als nächstes tun wird; eher im Gegenteil. Am interessantesten sind die Beschreibungen der Stadt, in der die ganze Handlung ihren Lauf nimmt: Vetusta. Man könnte fast sagen, die Stadt wäre eine eigene Hauptfigur, die das Leben der anderen lenkt. Darum ist das Buch auch viel interessanter als der Film; im Film gehen diese ganzen Beschreibungen der Stadt verloren, obwohl der Film für Viele wahrscheinlich verständlicher als der doch ziemlich lange Roman ist. Am allerbesten ist das Ende: Ana Ozores wird von einer Kröte geküsst... Oder vielleicht auch nicht? Mehr verrate ich nicht, um mehr darüber zu erfahren, müsst ihr den Roman schon selber genießen! Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod

Noch mehr Neues aus dem Irrgarten der deutschen Sprache
Bastian Sick
Ein alarmierendes, aber dennoch unterhaltsames Buch! Hier schreibe ich über das dritte Buch der Reihe.
Die meisten Schüler plagen sich ja nur ungern mit deutscher Grammatik und deutschem Satzbau ab. Doch hier vermittelt der Autor spielerisch und an lebhaften Beispielen seines Alltags, wie sich die deutsche Sprache im Laufe der Zeit weiterentwickelt. Darum verdient es auch fünf Sterne. Es ist auf jeden Fall ein Werk, das man mehrere Male lesen sollte, um in den vollen Genuss zu kommen. Dennoch bleibt ein bitterer Rest, eine Warnung an die Gesellschaft zurück: wir töten gerade den Genitiv!
Dafür schaffen wir als Gesellschaft den verwirrenden Kasus des Vonitiv an; der Autor widmet diesem Fall ein ganzes Kapitel, meiner Meinung nach der anregendste Teil des Buches. Stellt euch als Leser einmal vor, ihr bekommt diese Schlagzeile zu Gesicht: "Außenminister von Japan ausgeladen”. Dieses Beispiel zitiert der Autor auch in seinem Buch. Wenn man es ganz streng nimmt, könnte das zwei Sachen heißen:
Der Außenminister (deutsch, spanisch, oder was auch immer) war in Japan zu gast und die Japanische Regierung hat ihn ausgeladen, also aus Japan “rausgeworfen”.
Der japanische Außenminister war z. B. in Deutschland auf einer diplomatischen Außenmission und die deutsche Regierung hat ihn nach Japan zurückgeschickt.
Dieses Problem wäre nicht vorhanden, wenn die Schlagzeile so lauten würde: “Japanischer Außenminister wurde ausgeladen” oder “ Außenminister wurde aus Japan ausgeladen”. Durch die Präposition “von” (gehört eigentlich zum Dativ) wird der Inhalt verwirrend; darum heißt das Kapitel auch “verwirrender Vonitiv” (das ist übrigens eine Alliteration). Das finde ich eben so alarmierend, dass dieser Vonitiv sich immer breiter macht.
Am liebsten würde ich selber ein Buch dazu schreiben: Der Hauptsatz ist dem Kausalsatz sein Tod. Es stimmt: Immer mehr Leute (auch Deutschlehrer!!!) sagen: Ich bin glücklich, weil ich habe im Lotto gewonnen.
Eigentlich sollte es heißen: Ich bin glücklich, weil ich im Lotto gewonnen habe. Die finite Verbform kommt im Deutschen eben an das Ende des Satzes! Das Partizip kann im Deutschen im Adverbialsatz irgendwo stehen, aber die finite Verbform sollte eben doch an die richtige Stelle kommen.
Na ja, es ist interessant, einmal über die deutsche Sprache nachzudenken. Genießt das Buch und achtet auf Fehler wie die unlogische Doppelverneinung oder die falsche Verwendung dieses Wortes: Litotes.
Vielleicht achtet ihr nach der Lektüre dieses Werkes ein bisschen mehr auf eure Wortwahl, so wie auch ich dies in Zukunft tun werde!
Bleak House: Charles Dickens

Ehrlich gesagt war ich von diesem Roman ein bisschen enttäuscht; die Sprache zeugte von einem exzellenten Niveau. Allerdings fand ich die Handlung etwas fade nach so großen Würfen dieses Autors wie “Oliver Twist”, “David Copperfield” , “A Christmas Carol" oder “Little Dorrit”, um nur einige Beispiele zu nennen. Darum gebe ich Bleak House vier Sterne, und nicht fünf, wie dies bei Dickens’ Romanen oft schon zur Gewohnheit geworden ist.
Eigentlich ist die Handlung gut, aber ich fand es traurig, dass der alte John Jarndyce am Ende die junge Esther nicht haben konnte. Ich hatte mich so darauf fixiert, die beiden als Paar vor dem Traualtar begrüßen zu dürfen! Und dann wählt Esther doch einen anderen Mann und brich das Herz des armen Jarndyce, welcher sich so rührend um sie gekümmert hatte. Dies hat einen bitteren Beigeschmack bei mir hinterlassen; da opfert sich der alte Mann ganz für dieses junge Mädchen auf! Sie macht ihm Hoffnungen und verwirft ihn dann wie ein altes Kleidungsstück. Das finde ich einfach nur grausam; so ist die Liebe eben. Diese Handlung hätte eher zu einem Roman von Henry James gepasst, und nicht zu Dickens.
Dennoch ist die gesellschaftliche Kritik hervorragend auf Papier gebracht worden; man sieht, wie sich die ganzen Advokaten in ihren eigenen bürokratischen Netzen verfangen und somit ganze Menschenleben ruinieren. Das erinnert mich an das “Circumlocution Office” von “Little Dorrit”, wo den lieben langen Tag lang nur Barnacles in eleganten Anzügen Papiere ordnen, unterschreiben und nichts Produktives tun.
Allein deswegen lohnt es sich, “Bleak House” zu genießen. Es gibt auch einen Film dazu, sollte jemand die Sprache zu schwer finden. Jedenfalls lernt man bei der Lektüre eine Menge Englisch; allein darum lohnt es sich!
Coriolanus : William Shakespeare

Fünf Sterne für den römischen Krieger! Shakespeare schafft es mal wieder, die Quintessenz des Lebens im antiken Rom mit meisterhafter Leichte als Meister, dem das leichtfällt, in den Blankvers zu bringen. Zudem ist die Handlung im Großen und Ganzen auch noch einigermaßen historisch korrekt, was man bei anderen Werken des großen Schriftstellers nicht gerade behaupten kann. In “A Midsummer Night’s Dream” werden z. B. die Figuren Theseus und Aigeus dargestellt; eigentlich sollte laut der griechischen Mythologie Aigeus (Ägeus) Theseus’ Vater sein und dem Ägäischen Meer seinen Namen geben. Stattdessen wird Theseus als Herrscher Athens dargestellt (wenigstens das ist einigermaßen stimmig), während Aigeus einfach nur ein Edelmann dieser Stadt ist. Und im Buch spricht man auch von Herkules, dabei sollte er eigentlich Herakles im antiken Griechenland heißen! Wenigstens in “Coriolanus” hat sich Shakespeare einigermaßen an Titus Livius’ Quellen gehalten und nur einige Namen nach Belieben geändert. Gaius Marcius ist ein römischer Feldherr und belagert erfolgreich die Stadt Coriolis; später wird er allerdings aus Rom verstoßen. Er verbündet sich im Exil mit seinen ehemaligen Feinden und ist drauf und dran, Rom in Schutt und Asche zu legen. Nur seine Familie kann ihn in letzter Sekunde laut Shakespeare davon abbringen. Leider ändert dieses Theaterstück tragisch, Coriolanus stirbt; das ist unglaublich traurig. Aber man lernt eine Menge über das alte Rom und die politischen Intrigen; meiner Meinung nach ist dieses Stück viel besser als “Julius Caesar” oder “Anthony and Cleopatra” oder gar “Pericles”. Es lohnt sich wirklich, hinter die Kulisse dieses kriegerischen und störrischen Mannes zu schauen; kein Krieg war ihm zu gefährlich, und doch brachten ihn die hinterlistigen Intrigen der Volkstribune zu fall.
Game Of Thrones / A Dance with Dragons
George R. R. Martin, Bantam Books 5. Buch, 4/5 Sternen

Dieser dicke Wälzer steckt voller Abenteuer und Fantasie. Ich empfehle ihn Personen mit guten Englischkenntnissen, Leseübung und Leseausdauer sowie brennendem Interesse an Drachen, Prinzessinnen und Ritterturnieren. Allerdings geht es manchmal brutal zu. Zudem kann der Roman schnell langweilig werden, wenn man nicht Band 1 – 4 von Game Of Thrones gelesen hat (Band 1 und 2 sind auf Deutsch in der Bibliothek, alle 5 Bände auf Englisch), weil der Leser dann weder die Figuren noch das Geschehen kennt und sich langweilt. Ich gebe ihm vier Sterne, die Qualität dieses Buches lässt im Vergleich zu den anderen vier etwas nach; sicher, der Schriftsteller hat großes Talent, allerdings wiederholen sich die Ereignisse oft. Dieses Buch ist also nur für absolute Fans, anderen empfehle ich, bis zum dritten Buch zu lesen. Andererseits verbergen sich intellektuelle und psychologische Schätze in diesem neunen Buch ; wenn man einige Kapitel gelesen hat (aller Anfang ist schwer, auch hier), dann genießt man die Abenteuer erst richtig und kann den Wälzer gar nicht mehr aus der Hand legen. Zwischen den oberflächlichen Zeilen von Spaß und Fantasie verbirgt sich viel mehr; einerseits erkennt man Englands Geschichte und historische Figuren wieder (Brienne of Tarth ist Jeanne d’Arc, die Lannister sind die Lancaster und die Stark die York, ihr Kampf um den eisernen Thron symbolisiert den Rosenkrieg), andererseits lernt man viel über die menschliche Psyche und die dunkelste Seite, die in uns allen lebt. Jon Snow muss gegen die externen Feinde und den Verrat inmitten seiner eigenen Gebrüder kämpfen, Daenerys Stormborn sucht ihren Platz in einer von Männern dominierten Welt (ebenso wie Cersei) und Tyrion Lannister will mehr als nur ein belächelter Zwerg sein. Für alle Interessierten gilt: ab in das Abenteuer!
Brave New World. Aldous Huxley. 5/5 Sternen

Dieser Roman bekommt von mir fünf Sterne; er ist exzellent geschrieben und die darin geschilderte Utopie (ideale Welt) in der Zukunft, die dann zu einer Dystopie (schreckliche Albtraumwelt) wird, macht einen wirklich nachdenklich. In dieser Welt gibt es eine Rangfolge für Menschen: die Alpha sind intelligent, hübsch und führen ein gutes Leben. Danach kommen die Beta, die Gamma, die Delta und die Epsilon, die alle schmutzigen Arbeiten machen müssen. Alle Babys werden in Flaschen gezeugt und großgezogen, und die Alpha bekommen mehr Sauerstoff und Nahrung als alle anderen. So werden die Epsilon zu dumm, um ihr Schicksal unfair zu finden; sie können gar nicht rebellieren, sie sind glücklich, obwohl sie Drecksarbeit leisten müssen.
Die Menschen nehmen einfach eine Droge mit dem Namen Soma, die sie benebelt und glücklich macht; und will das nicht jeder Mensch, glücklich sein? Die Menschen dort beschweren sich nicht, sie werden zu stark kontrolliert und manipuliert. Die wenigen, die aufmotzen, werden in die Einsamkeit verbannt oder getötet.
Gott, die Bibel, Bücher und Liebe; all das hindert die Menschen angeblich am Glücklich-Sein, also wurde es abgeschafft. Nur eine kleine Gruppe von Wildlingen (Außenseitern) in einem eingezäunten Lager lebt noch so wie Menschen heutzutage.
Dann verliebt sich eine Beta in einen Außenseiter und eine tragische Geschichte beginnt, die mit Tod und Liebe endet.
Dieses Buch ist auf Englisch geschrieben, Personen mit mittleren oder guten Englischkenntnissen können es lesen; und staunen. Dieses tief psychologische Buch regt einen zum Nachdenken über Menschen und Gesellschaft an; was wollen wir wirklich in unserem Leben? Existiert die im Roman geschilderte Dystopie nicht in gewisser Weise auch in unserem Leben?
Sofies Welt, Jostein Gaarder Herder

Für alle Schülerinnen und Schülern, die an Philosophie interessiert sind und dieses Fach später einmal wählen wollen (oder schon gewählt haben) gibt es hier eine kurze, wenn auch markante Zusammenfassung der Weltgeschichte und vor allem der Weltphilosophie. Zuerst erscheint der Roman etwas langweilig; er ist zu mysteriös. Sofie bekommt seltsame Briefe und sieht ein fremdes Mädchen im Spiegel, es erscheint alles ein wenig spukhaft. Zudem kommen einem die griechischen Philosophen vielleicht langweilig vor; aber dann erfährt man das große Geheimnis des Buches um Mathilde und ihren Vater im Libanon, und dann kommt man aus dem Lesen gar nicht mehr heraus. Wenn man den Roman einmal verschlungen hat rate ich, mit Textmarker und Notizblock das Interessanteste und Wichtigste zu jedem Philosophen und Denker herauszuschreiben. Dieses Buch erfüllt den Satz “prodesse et delectare” komplett; es nützt (man lernt dabei etwas über Kant, Freud, Hume, Berkeley, die Entstehung des Lebens, Thales von Milet und Augustinus von Hippo) und unterhält gleichzeitig. Lernen interessant zu machen ist sehr schwierig; daher gebe ich dem Buch fünf Sterne. Mein Lieblingskapitel ist das zu Siegmund Freud und seiner Theorie des Unterbewusstseins. Er gilt als Begründer der Psychoanalyse und Traumdeutung. Obwohl viele seiner Gedanken heute veraltert sind, werden andere in veränderter Form in der Psychiatrie verwendet. Wusstet ihr, dass eure Träume eure sehnlichsten Wünsche enthalten, die ihr tagsüber unterdrückt?
Eine kurze Geschichte der Menschheit. Yuval Noah Harari. Pantheon. 5/5 Sternen

Dieses Buch ist ein Meisterwerk; der erste Blick täuscht, es sieht langweilig aus. Doch wenn man dann einmal anfängt zu lesen, kann man das Buch nicht mehr aus der Hand legen und lernt auch noch etwas dabei; es bekommt fünf Sterne, verdient aber eigentlich zehn. Es ist so fesselnd wie ein Roman und so belehrend wie der beste Lehrer.
Jeder wird in dieser Schatztruhe aus Wörtern etwas Neues lernen, auch wenn er denkt, er wüsste schon alles über den Menschen und seine Entstehung. Die Weltgeschichte ist schon lange bekannt, aber der Autor nimmt eine Lampe und wirft ein völlig neues Licht auf die Ereignisse.
Sind Google und jede Münze, mit der wir einkaufen, nur eine Lüge?
Warum kam es nicht zu einem Matriarchat, sondern einer von Männern dominierten Welt?
Waren unsere Vorfahren gesünder, sportlicher und glücklicher als wir Menschen heutzutage?
Dabei ist der Autor sehr demütig, er gibt zu, nicht alles zu wissen und lässt viele Fragen offen.
Dieses Buch kann man ruhig mehrere Male lesen und wird immer etwas Neues dazu lernen; ich empfehle ebenfalls die beiden Fortsetzungen, die man auch in dieser Bibliothek finden kann.
In ihnen lernt man, dass Aluminium einmal wertvoller als Gold war und dass für Menschen unsichtbare Wesen zu den größten Feinden unseres Daseins werden können. Donde los árboles cantan, Laura Gallego García

Ich gebe diesem Roman insgesamt zwei Sterne. Der Titel, der Name der Autorin (sie hat viele Fantasiebücher geschrieben) und die einladende Titelseite sowie das verführerische Drumherum lassen einen spannenden, bahnbrechenden Abenteuer- und Fantasieroman voller Elfen, Prinzessinen und Herzschmerz erwarten. Der Roman ist tatsächlich anschaulich geschrieben, man kann ihn kaum aus der Hand legen, allerdings lässt die Fantasie zu wünschen übrig. Drei Viertel des Romans handeln von Viana, der zarten Edeldame aus Nortia, und ihrer psychologischen Entwicklung. Von einem schüchternen, überempfindlichen und realitätsfernen Mädchen wird sie durch Brutalität und erzwungener Heirat zu einer resoluten, selbstbewussten Frau, die sich zu helfen weiß. Allerdings könnte der Großteil des Buches im Mittelalter gespielt haben; es ist die Einnahme eines Königreiches durch feindliche, gewalttätige Männer aus dem Norden. Vianas Freundin Belinda stirbt und die Protagonistin wird zu einer weiblichen Kopie Robin Hoods. Erst zum Ende hin hält der Roman, was er verspricht; es gibt singende Bäume, ein Tropfen Fantasie in einem See voll Wirklichkeit ist vorhanden. Viele Leser werden enttäuscht dadurch sein. Eigentlich schade, denn das Buch spricht wichtige Themen wie die Emanzipation der Frau, den Kampf gegen die Unterdrückung und die psychologische Veränderung von Menschen durch extreme Umstände an. Hätte man ein anderes Design für die Titelseite gewählt (das Auge isst mit) oder, noch besser, Viana einige freundliche Elfen und originelle Kriaturen zur Seite gestellt, hätte dieses Buch leicht vier bis fünf Sterne erreichen können. So bleibt es aber ein fast schon historischer Roman, sehr interessant; aber auch etwas enttäuschend. Man erwartet hier Drachen und Magie, um das Leid von Frauen im Mittelalter zu lesen sind andere Romane von Sara Lark, Noah Gordon oder Rebecca Gablé geeigneter.
Oskar und das Geheimnis der verschwundenen Kinder
Claudia Frieser, dtv junior

Ein sehr guter Roman, den ich vor allem Schülerinnen und Schülern aus der 5. - 7. Klasse empfehle. Oskar reist in der Zeit und findet sich dann auf einmal im Mittelalter (1484) wieder. Zusammen mit seiner neuen Freundin Katrin, einer Heilerin, versucht er ein großes Rätsel zu lösen; neugeborene Kinder verschwinden auf mysteriöse Weise aus einem Spital (Krankenhaus). Bei seinem Abenteuer trifft er den jungen Albrecht Dürer, mit dem er sich schnell anfreundet.
Das Buch ist sehr gut geschrieben und spannend, allerdings gibt es zuweilen ekelhafte und unangenehme Stellen. Aber so war das Mittelalter nun einmal, die Schauplätze sind realistische geschildert; Leprakranke, Folter, Hirsebrei als Nahrung und gnadenlose Strafen am Pranger. Allerdings lernt man viel über das Mittelalter und die Kleidung der Leute.
Abitur-Training Physik, Elektromagnetische Schwingungen und Wellen Leistungskurs, Aufgaben mit Lösungen Horst Lautenschlager, Stark Verlag, 4/5 Sternen

Dieses Buch bekommt vier Sterne; es ist kein Roman, sondern eine gute Unterstützung für Schülerinnen und Schüler der 11. Und 12. Klasse, die Physik gewählt haben. Dort gibt es von einfachen Aufgaben (Erklären, wie ein elektromagnetischer Schwingkreis funktioniert oder Wellenlängen im Tafelwerk nachschlagen) bis hin zu hochkomplizierten Aufgaben (Differentialgleichungen herleiten, sich mit Zeigerdiagrammen auseinandersetzen) alles, was ein echtes Physikerherz begehrt. Man darf sich von der Menge der Aufgaben und Komplexität der Dinge nicht zurückschrecken lassen; manche gehen schon ins Univeritäts-Nieveau über, der Unterricht erscheint nach durcharbeiten dieses Buches (nicht Lesen, das reich hier nicht; lesen und verstehen) fast wie ein Kinderspiel. Allen Leuten mit genug Geduld und Interesse ist dieses Buch sehr zu empfehlen. Viele würden es entweder langweilig, ekelhaft oder erschreckend schwer und deprimierend finden, darum fehlt diesem Werk ein Stern, um fünf Sterne zu haben und damit perfekt zu sein. Gewöhnliche Differentialgleichungen, Buch von H. Heuser, B.G. Teubner Stuttgart
3/5 Sternen

Dieses Buch steht in der Mathematik-Abteilung und schreckt erst einmal ab, es sieht relativ langweilig aus. Wenn man sich aber traut, einen Blick hineinzuwerfen, wird man aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommen; höhere Mathematik und Aufgaben, die schon weit in den universitären Bereich hineingehen, erwarten jeden ausdauernden Leser. Das hier ist kein Unterhaltungsbuch und man braucht Ausdauer, Geduld und viel Motivation; man kann es nicht einfach herunterschlingen, sondern sollte sich ausgiebig mit den Formeln beschäftigen. Ich empfehle es intelligenten, an Mathematik und Physik interessierten Schülern, vor allem in der Oberstufe. Jeder, der ein Studium in diese Richtung absolvieren möchte ist herzlich eingeladen, sich an diesem Buch zu messen und herauszufordern. Es ist keine leichte Lektüre, doch wenn man einmal durch ist, hat man eine gute Portion Denkfähigkeit und mathematische Kompetenzen geübt. Schlussendlich gebe ich dem Buch drei Sterne, es könnte etwas weniger langweiliger erklärt sein, um für ein breiteres Publikum interessant zu werden; allerdings liegt gerade dort der Reiz, darum ziehe ich ihm nur zwei von den fünf Sternen ab.
Anorganische Chemie Macchiato. Cartoonkurs für Schüler und Studenten
Autoren: Klaus Müller, Kurt Haim, Johanna Lederer-Gamberger
Verlag: Pearson, higher education

Dieses witzige Chemiebuch garantiert zwar keine guten Chemienoten in der Oberstufe, ist aber ein guter Einstieg für jemanden von der 5. bis zur 10. Klasse, der ein wenig mehr über Chemie lernen möchte und den die regulären Schulbücher langweilen. Es macht Spaß, dieses Buch zu lesen, und gleichzeitig lernt man auch noch etwas dabei: was eine Voltasche Säule ist, welches Element als König der Elektronegativität bezeichnet werden kann und was ein Rosinenkuchenmodell ist.
Durch diese gelungene Art, Wissen zu vermitteln, kann ich das Buch jedem nur empfehlen und gebe ihm vier von fünf Sternen; es hätte mehr Aufgaben haben können, um Klausuren vorzubereiten.
Nichtdestotrotz machen einem Kolbi (der kleine Erlenmeyerkolben), Reagenzia (das weibliche Reagenzglas) und Destillato (der freche Erlenmeyerkolben) das Lesen leicht; man braucht auch keine Vorkenntnisse, und das Buch ist nicht besonders kompliziert. Am Lustigsten sind die Überschriften jedes Kapitels, hier nur ein paar Beispiele:
Wenn Protonen baden gehen
Ich mag dich, Sternenstaub
Chemland sucht den Edelgasstar
In der Bibliothek gibt es auch eine Fortsetzung namens "Organische Chemie Macchiato” vom selben Verlag, die ich auch wärmstens empfehle.
Die Bibel. Einheitsübersetzung, Altes und Neues Testament. Herder. 5/5 Sternen

Dieses “Buch der Bücher” ist nicht immer einfach zu lesen, aber dennoch verständlicher, als man denkt. Nicht nur gläubige Christen können einen Blick hineinwerfen; Schüler, die sich weiterbilden wollen oder eine gute Religionsnote herbeisehnen sind herzlich eingeladen, einmal hineinzuschauen. Dieses Buch bekommt fünf Sterne, selbstverständlich. Es ist nicht zu dick, enthält alle wichtigen Passagen und verfügt sogar über Landkarten und Hintergrundinformationen.
Für Anfänger empfehle ich ein respektvolles Querlesen, am besten, man schaut sich die Bekanntesten Bücher an; man liest Teile des neuen Testamentes, das Buch Genesis, Exodus, Ruth, Esther, Tobit, Daniel und Judith. Darin sind oft interessante Geschichten enthalten, die alle Schüler interessieren können. Am Ende der Bibel steht die Offenbarung des Johannes über das Ende der Welt und die Apokalypse, die fast schon wie ein Fantasy-Roman mit Drachen, Monstern, der Königin und einem unschuldigen Lamm klingt. Die Bibel kann man natürlich in einem Ruck lesen, aber es ist noch empfehlenswerter, jeden Tag ein wenig in sich aufzunehmen und darüber nachzudenken. Was für Auswirkungen haben diese alten Texte auf mein Leben? Man findet mehr Parallelen als man zuerst denken mag.
Wusstet ihr, dass König David eine einzige Sünde beging: Uriah, die Frau eines anderen zu lieben?
Oder das Propheten mit Eseln sprechen?
Wusstet ihr, dass Kleopatra und Nebukadnezzar (babylonischer König) erwähnt werden?
Viele Psalmen trösten, wenn man traurig ist. Außerdem gibt es ein Hohelied der Liebe! Am besten, man lässt sich nicht von den vielen Seiten abschrecken und fängt erst einmal an zu lesen; Gläubige, Geschichtsfreaks und interessierte Schüler werden viel lernen.
Quantenverschränkte schwarze Löcher - so wollen Physiker das Rätsel der Raumzeit knacken. Spektrum der Wissenschaft 2.17. Deutsche Ausgabe des Scientific American

Warum immer nur Bücher und Romane lesen, wenn es in unserer Bibliothek doch so tolle Zeitschriften gibt? Es gibt viele Artikel zu den unterschiedlichsten Themen: Mathematik, Biologie, Physik, Chemie, Medizin, und und und. Wenn man einmal einen Artikel nicht versteht oder einen anderen langweilig findet, muss man nicht gleich das ganze Magazin wegwerfen; es gibt so viele Beiträge, dass für jeden etwas dabei ist. Unglaublich spannende Fragen werden aufgeworfen, manche auch beantwortet:
Was hat es mit dem Simpson-Paradoxon auf sich?
Wer war für das gewaltsame Ende der Bronzezeit verantwortlich, wenn nicht kriegerische Seevölker oder Dürreperioden?
Was hat Leonard Susskind vollbracht und ist ein Wurmloch Fantasie oder Physik?
Wie baut man am Geschicktesten einen robusten Schneemann?
Dies und noch viel mehr steht in den Spektrum-Zeitschriften, die es auch im Internet gibt. Am Besten man schaut einfach mal rein!




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